Vortrag von Stefanie Gerold (BTU Cottbus-Senftenberg) und Diskussion
Innerhalb des JUPITER-CAMPUS hielt Stefanie Gerold am 06.12.2023 eine Präsentation zu ihrer Arbeit mit dem Titel „Nachhaltige Arbeit: Green Jobs oder Post-Work?”. Koordiniert wurde die Veranstaltung in der Reihe des Institutskolloquiums der Empirischen Kulturwissenschaft der UHH von Dr. Anna Oechslen. Gerold erzählte von dem jetzigen Stand der Wechselbeziehung zwischen Erwerbsarbeit und Nachhaltigkeit in Bezug auf den Klimawandel und ging anschließend auf vier verschiedene Lösungsmodelle ein, die nach ihrer Radikalität gestaffelt waren: Green Jobs, Nachhaltige Arbeit, Arbeitszeitkürzung und Post-Work, bevor mit einer gemeinsamen Diskussion beendet wurde. Viele der genannten Informationen stammen aus dem APCC Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben. Erwerbsarbeit generell ist nicht nachhaltig, da in dem Wirtschaftssystem der westlichen Welt Wirtschaftswachstum wichtig gegen Arbeitslosigkeit ist. Mehr Erwerbszeit wird mit einem Wirtschaftsaufschwung gleichgesetzt. Dies bedeutet eine erhöhte Produktion, woraus ein erhöhtes Income resultiert, was wiederum mehr Konsum bedeutet, welcher sehr umweltbelastend ist. Eine hohe Arbeitszeit hat ebenso zur Folge, dass außerhalb des Berufs viel Zeit eingespart werden muss. So werden beispielsweise neue Konsumgüter gekauft, anstatt vorhandene repariert oder Flugreisen über Bahnreisen präferiert.
Als Green Job wird die Herstellung von Gütern und Dienstleistungen zum Schutz der Umwelt bezeichnet und demnach ein Stück weit nachhaltigeres Arbeiten beschrieben. Arbeitsbedingungen und das Menschenwohl werden in dieser Definition allerdings außer Acht gelassen. So handelt es sich eher um eine Stellenbezeichnung. Im Gegenzug ist die Idee der nachhaltigen Arbeit weniger ein Job-Modell, sondern mehr ein Konzept, welches die Ansicht auf Arbeit verändern möchte. So schließt sie nicht nur Erwerbsarbeit, sondern auch Care-Arbeit, Freiwilligen-Engagement und weiteres ein, wodurch zu erkennen ist, dass dieses Schema auf feministisch orientierter Arbeitsforschung basiert. Mit diesem nachhaltigen Konzept wird angestrebt, die Umwelt und die Entwicklung des Menschen zu kombinieren, wofür einige Arbeitsplätze abgeschafft, andere transformiert und weitere neu geschaffen werden. Aufgrund der genannten Probleme könnte weniger Arbeit einen Ansatz für eine nachhaltigere Erwerbstätigkeit bedeuten. So müsste in Deutschland die Lohnarbeit auf sechs Stunden pro Woche gekürzt werden, um die globale Erhitzung auf 2 Grad zu begrenzen, so eine grobe Rechnung. Zumindest sollte eine Aufteilung der Erwerbstätigkeit auf mehrere, jedoch kürzer arbeitende Menschen stattfinden. Auch die Energieeinsparung durch kürzere Öffnungs- und Betriebszeiten, was sich mit der Idee der geringeren Arbeitszeit vereint oder kleinere Betriebs- und Büroflächen sind Ansätze einer klimafreundlichen Erwerbstätigkeit.
Die Idee Post Work bringt nachhaltige Lohnarbeit auf ein Extrem und fordert weniger eine radikale Kürzung von Arbeitszeiten, sondern eine Abschaffung des momentanen Arbeitssystems. Lösungen könnten dafür ein bedingungsloses Grundeinkommen oder eine öffentliche Daseinsvorsorge sein. Dieses Konzept entstand aus arbeitskritischen Strömungen: Marxismus, Anarchismus, Feminismus und bezeichnet, dass vorrangig ein Perspektivenwechsel stattfinden sollte. Dieser könnte beispielsweise eine Dezentrierung der Arbeit sein, was sich wiederum mit der Arbeitszeitkürzung kombinieren ließe. Die Hauptsorgen der Zuhörenden in der anschließenden Diskussion lagen bei der Finanzierung, der Rente und Lohnproblemen besonders bei armen Menschen. All diese Dinge zeigen auf, wie groß vernetzt diese Problematiken sind, aber auch, wie wichtig eine solche Veränderung wäre.
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